Direktzugang Physiotherapie

In einem gründlich recherchierten Artikel der Luzerner Zeitung von 30.12.2019 wird die Möglichkeit des Direktzugangs zur Physiotherapie diskutiert. Es gibt erwiesenermassen viel mehr Aspekte, die für einen Direktzugang sprechen als dagegen.

Vor allem stossend ist der Leserbrief vom Physiotherapeuten Herr Reto Zillig, der sich selber als Mitarbeiter der „Praxis für Schmerztherapie“ ausweist. Er führt lauter Gegenaspekte des Direktzugangs ins Feld. Damit weckt er der Anschein, dass sogar Physiotherapeuten eher skeptisch sind betreffend Direktzugang. Und dies obwohl Aldo Kramis, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, im Artikel vom 30.12.2019 zugibt, dass Physiotherapeuten „aufgrund deren Qualifikationen auch durchaus berechtigt sind, diesen Direktzugang zu gewährleisten“.

Was Leserinnen und Leser womöglich nicht wissen: Reto Zillig amtet als „Vertrauensphysiotherapeut der CONCORDIA Krankenkasse„.

In dieser Funktion stellt Reto Zillig klar, dass er gegen diese Direktzugang ist. Er hätte seine Funktion als Vertrauensphysiotherapeut allerdings deklarieren sollen. Oder war es überhaupt die Meinung von Reto Zillig? Auf jeden Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Physiotherapeut seinen eigenen Berufskolleginnen und Berufskollegen derart in den Rücken fällt.

teure Physiotherapie; 3. Teil

Vor einem Jahr konnte ich noch folgendes in dieserAngelegenheit schreiben; «Was man Herrn Christian Feldhausen, Pressechef Unternehmenskommunikation Groupe Mutuel, zu gut halten muss, ist seine Bereitwilligkeit in 2018 der Leserschaft der Groupe Mutuel möglicherweise den Leistungserbringer Physiotherapie näher zu bringen in einer Spezialreportage.Warten wir es ab!»

Wir sind nun ein Jahr weiter. Im «Groupe Mutuel MAG» (vorher «Login»), dem Informationsmagazin der Groupe Mutuel, habe ich im gesamten 2018 keinen Beitrag gefunden bezüglich dem näher bringen des Leistungserbringers Physiotherapie. Vorbehalten bleibt ein Beitrag im MAG3 2018. Dieser war jedoch nicht downloadbar auf der Website der Groupe Mutuel (Stand 16.12.2018).

Im «Groupe Mutuel MAG» Nummer 4 von Oktober 2018 wird jedoch eine interessante Statistik präsentiert. Von den Gesamtkosten im schweizerischen Gesundheitswesen beträgt der Anteil Physiotherapie / Labor 6.6%. Eine Detailansicht oder Analyse dieser 6.6% ist leider nicht möglich. Der «zum Vertiefen»-Link führt leider nicht zu dieser Vertiefung. Aus anderen Quellen ist jedoch bekannt, dass der Anteil Physiotherapie an den Gesamtkosten höchstens 1½ % bis 2% beträgt.

Damit sind die Verwaltungskosten der vielen Krankenversichererin der Schweiz deutlich teurer. Laut dem Groupe Mutuel-Kommentar zu dieser Statistik beträgt dieser «NUR 4% der Ausgaben»

Und wieder wird deutlich, dass Statistik zu seinen eigenen Gunsten oder zu Ungunsten anderer eigesetzt werden kann. Die Physiotherapie mit 11.3% Kostensteigung in 2016 (sehe dafür meinen Beitrag in 2017), kann man an den Pranger stellen. Dass der Aufwand Physiotherapie an den gesamt anfallenden Gesundheitskosten jedoch NUR  1½ % bis 2% beträgt, verschleiert die Groupe Mutuel in dieser Statistik. Für mich ist dies ein Streuen vom Sand in die Augen der Leserschaft dieser Informationsquelle der Groupe Mutuel.

Hier geht es zu den besagten Statistiken aus der «GroupeMutuel MAG» Nr 4, 2018

Der virtuellen Physiocoach; ein Ersatz für den Physiotherapeuten

Der Übungszettel

Aus früheren Zeiten können Sie sich sicherlich noch an folgende Situation erinnern; Sie waren beim Arzt und er hat Ihnen einen Zettel mit vorgedruckten Übungen mitgegeben, die Sie selber nach diesen Anleitungen zuhause durchzuführen hatten um damit Ihr Leiden zu lindern. Nebenbei haben Sie noch einen Sack voll Medikamente mitbekommen.

Sie haben die Anweisungen des Arztes brav befolgt und nach einigen Wochen festgestellt, dass sich keine oder nur eine geringe Verbesserung Ihrer Situation eingestellt hat. Zurück beim Arzt wird nochmals ein Kontrollröntgen gemacht, eventuell ein MRI veranlasst und die Medikation etwas umgestellt. Zuhause versuchen Sie es nochmals, jedoch ohne Erfolg. Nach einigen Wochen sind Sie wieder beim Arzt, der Ihnen nun eine Physiotherapieserie verschreibt. Nach einigen Physiotherapiesitzungen bemerken Sie, dass es Ihnen nun endlich besser geht.

Das Fitnesscenter

Es gab auch mal eine Zeit, da behaupteten die Krankenkassen auf Grund einer methodisch schlecht durchgeführten Studie, dass man in Fitnesszentern den gleichen Heilungseffekt erreichen kann wie beim Physiotherapeuten. Und da dies laut Meinung der Krankenkassen die günstigere Lösung ist, wanderten die Patienten mit ihren Beschwerden ab ins Fitnesscenter, um nach einigen Wochen doch wieder beim Physiotherapeuten zu landen, da der Heilungseffekt ausblieb oder sich die Beschwerden sogar verschlechterten.

Was leren uns diese zwei Situationen? Wenn es um eine fachgerechte und Evidenz basierte Physiotherapie geht, kommt man nicht um den qualifizierten Physiotherapeuten herum. Und im Endeffekt ist dies sogar günstiger als Übungszettel oder Fitnesscenter. Aus diesem Grund werden Patienten wieder vermehrt zum Physiotherapeuten geschickt und bleiben nicht mit einem Übungszettel zu Hause oder gehen ins Fitnesscenter.

Der virtuelle Physiocoach

Doch nun geht es weiter im Kampf gegen die vermeintlich teure Physiotherapie, die jedes Jahr „immense Kosten“ verursacht im Gesundheitswesen. Immerhin sind dies 2% (!) des Gesamtvolumens. Diese Kosten in der Physiotherapie sind tatsächlich in den letzten Jahren etwas angestiegen. Das heisst, dass diese Kosten vorher unter den 2% des Gesamtvolumens lagen. Verursacht wurde dieser Kostenanstieg durch die Verlagerung von stationären zu den ambulanten Behandlungen. Patienten werden viel früher aus Spitälern entlassen und müssen die Rehabilitation nun im ambulanten Bereich durchführen. Bei den Physiotherapie-Privatpraxen machte sich dies durch einen markanten Anstieg der Patientenanmeldungen bemerkbar.

Auch die demografische Entwicklung der Schweiz mit ihrer im Durchschnitt immer älter werdenden Bevölkerung tragen zu diesem Anmeldungsanstieg in Physiotherapie-Privatpraxen bei. Auch zum Kostenanstieg trug der seit 2016 leicht erhöhte, aber immer noch zu  niedrige Taxpunktwert bei.

Dieser Kostenanstieg fand bei der CSS keinen guten Anklang. Ein Grund dafür könnte laut CSS die mangelhafte Ausführung der Physiotherapie-Heimübungen sein. Die durch die Physiotherapie erreichte Gesundheitsverbesserungen können wegen dieser mangelhaften oder unterlassenen Ausführung der Heimübungen schnell wieder verschlechtern und dies führt dann wieder zu erneut kostengenerierenden Arzt- oder Physiotherapiekonsultationen. Um den Patienten in der Ausführung dieser Heimübungen zu motivieren und zu instruieren wie diese Heimübungen ausgeführt werden müssen, hat die CSS in Zusammenarbeit mit der amerkanischen Firma  Magic Leap einen Prototyp-Brille entwickelt, die den Patienten genau diese Motivation und Übungsinstruktion vermitteln soll. Dies nennt die CSS dann „den virtuellen Physiocoach“.

Generell bin ich nicht abgeneigt neue Mittel einzusetzen, wenn es um den bleibenden Behandlungserfolg geht. Persönlich sehe ich diese Brille als ein zusätzliches Arbeitsmittel des Physiotherapeuten. Wenn jedoch die Absicht dahinter liegt den Physiotherapeuten durch diese Brille zu ersetzen, landen wir wahrscheinlich wieder in der Kategorie „Übungszettel“ und „Fitnesscenter“. Momentan ist diese Brille noch in der Entwicklungsphase. Wir haben also noch genügend Zeit uns mit dem Thema des Einsatzgebietes zu beschäftigen. Erfahrungswerte oder Auswertungen bezüglich des Therapieeffektes dieser „Mixed Reality Brillen“ gibt es noch keine. Dagegen bewegt sich die Physiotherapie immer mehr und besser auf dem Akademischen Niveau. Evidenz Based Therapie und Evidence Based Practice haben schon lange in der Physiotherapie Einzug gehalten. Und genau das ist es, was man heutzutage im Gesundheitswesen verlangt; den Nachweis der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Ich bin gespannt, ob dies eine Brille auch kann.

 

Hier geht es zur Stellungsname der Physioswiss.

 

Aqualizer

Der Aqualizer ist eine hydrostatische Aufbisschiene und wird zwischen den oberen und unteren Zähnen angebracht. Seine Anwendung ist vielfältig und kann daher bei vielen Schmerz- oder Verspannungssyndromen ausgehend vom Kiefergelenk, besser bekannt als die Cranio Mandibuläre Dysfunktion (CMD), eingesetzt werden.

So kann der Aqualizer eingesetzt werden bei Patienten, die während der Arbeit oder sonst stark auf die Zahne beißen und damit ihre Kaumuskulatur übermäßig anspannen. Dies wiederum ist nicht nur schlecht für die Zähne und das Kiefergelenk, sondern kann zum Beispiel auch Spannungskopfschmerzen oder Tinnitus verursachen.

Jedoch kann ein falscher oder überangestrengter Biss nicht nur in Kopf- und Kieferregion Beschwerden auslösen. Durch die veränderte Spannung in Kiefer- und Nackenmuskulatur kommt es zu Haltungsveränderungen. Als Konsequenz dieser Haltungsveränderungen im Kopf- und Nackenbereich passt sich der Rest der Wirbelsäule an. Durch diese Kompensationen können andere Beschwerden ausgelöst werden wie zum Beispiel untere Rückenbeschwerden, Hüft- Knie- oder Fußbeschwerden.

Umgekehrt können auch Probleme aus der Peripherie (zum Beispiel die oben erwähnten Fußbeschwerden) die Ursache sein für einen fehlerhaften Biss und so Kiefergelenksstörungen oder Kopfschmerzen verursachen. Es ist dann die Aufgabe der erfahrenen Physio-/Manualtherapeut/In oder CRAFTA-Therapeut/In diese fehlerhaften Verkettungen zu erkennen und zu behandeln. Der Aqualizer kann dabei sowohl als Therapeutikum als auch als Diagnostikum eingesetzt werden.

Obwohl schon vielfach erfolgreich eingesetzt bei verschiedenen Therapien wird der Aqualizer leider noch nicht vergütet durch die Krankenkassen. Für die Kosten des Aqualizer von CHF 30.– bekommen Sie eine Privatrechnung von mir, die Sie an Ihre Krankenkasse senden können. Je nach Kulanz Ihrer Krankenkasse werden diese Kosten ganz oder teilweise übernommen.

Weitere hilfreiche Informationen zum Aqualizer finden Sie unter anderem hier.

teure Physiotherapie 2. Teil

Nun hat sich die Krankenkasse Groupe Mutuel in Ihrer letzten Versichertenzeitung „Login“ erlaubt, ihren Versicherten eine Falschinformation zu unterbreiten. In fast reißerischem Ton wird behauptet, dass die Physiotherapie nur durch „das Inkrafttreten der neuen Tarife“ eine Kostensteigerung von 11.3% aufweist. Den Artikel finden Sie hier.

Die differenzierte und richtige Begründung dieses Kostenanstiegs ist schon in den Beiträgen vom 16. September 2017 und 21. Oktober 2017 erläutert worden. Trotzdem, dass die Groupe Mutuel auf diese Falschinformation hingewiesen wurde und trotz der Bitte, diese zu korrigieren und ihren Versicherten eine Rektifikation zukommen zu lassen, habe ich bis jetzt keine Reaktion der Groupe Mutuel bekommen.

 

 

Tarifstreit Physiotherapie

Verrechnet der Waschmaschinen- oder Küchenapparatetechniker seine Arbeit mit einem Stundenansatz von Fr. 150.– bis Fr. 165.– pro Stunde (exclusive Anfahrt und Material) muss der Physiotherapeut sich heute immer noch mit einem Stundenansatz von Fr. 96.– bis ausnahmsweise Fr 110.– begnügen (vor zwei Jahren war dies noch Fr. 90 – 100 Fr.). Seit fast 20 Jahren streiten sich deshalb die Physiotherapeuten mit den Krankenkassen um eine gerechtere Tarifstruktur und um gerechtere Tarife zu erreichen. Ein Beruf mit Fachhochschulabschluss und dabei ein wichtiger und verantwortungsvoller Leistungserbringer im Gesundheits-Grundversorgungsbereich hat Anrecht auf einen höheren Stundenansatz als bis anhin.

Nun ist es dem Bundesrat zu bunt geworden und er hat in diesen Tarifstreit eingegriffen. Per 1.1.2018 dürfen wir Physiotherapeuten von einer etwas klareren Tarifstruktur profitieren und erhoffen uns dadurch etwas weniger Streitigkeiten mit den Krankenkassen. Die Tarife selber jedoch bleiben unverändert.

Ein klarer Fehlentscheid bei der Festlegung der neuen Tarifstruktur ist das Fehlen einer Abrechnungsposition für administrative Tätigkeiten der Physiotherapeut/innen. Dazu gehört unter anderem auch die Kommunikation mit anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen. Ruft der Physiotherapeut zum Beispiel zwecks einer Patientenbesprechung den behandelnden Arzt an, kann er dies nicht verrechnen. Er tätigt diesen Anruf sozusagen in seiner Freizeit. Der Arzt hingegen kann das Telefonat unter der Position „Leistung in Abwesenheit des Patienten“ verrechnen.

Oder der Physiotherapeut wird für das Weiterführen einer notwendigen Behandlung aufgefordert, einen Bericht zu schreiben zu Handen der Krankenkasse des Patienten. Oder der Physiotherapeut muss eine Gruppentherapieplanung vornehmen. Auch für diese Arbeiten gibt es keine Abrechnungsposition in der neuen Tarifstruktur. Die Ergotherapeutin dagegen kann diese Arbeiten unter der Position „ergotherapeutische Leistungen ohne Anwesenheit der Patienten“ verrechnen.

Hier wird klar mit zwei verschiedene Massen gemessen!

Durch eine effiziente Kommunikation unter den Leistungserbringern im Grundversicherungsbereich wird erwartet, dass die Behandlung eines Patienten optimiert werden kann und dadurch ein „zweckmässiger und wirtschaftlicher“ Behandlungseffekt erreicht wird. Dies umso mehr da durch die Verschiebung von einer stationären zu einer ambulanten Behandlung in den letzten Jahren der Arbeitsaufwand für den Physiotherapeuten massiv gestiegen ist. Nun fordert uns der Bundesrat mit der neuen Tarifstruktur quasi auf gerade diese Arbeit weiterhin gratis auszuführen. Ich würde dies als ein klassisches Eigentor betrachten.

Diese ungerechte Tatsache drohte unterzugehen im massiv mehr Aufmerksamkeit ziehenden Tarmed-Streit zwischen  Ärzten und Krankenkassen. Zum Glück hat nun die Luzerner Zeitung mit einem Artikel die Aufmerksamkeit auf dieses Problem gelenkt.  Hier geht es zum Artikel

Rückenoperation oft nicht nötig

Physiotherapie ist oft die bessere und weitaus günstigere Lösung bei Rückenleiden anstelle einer Operation. Einen Direktzugang zu den Physiotherapeuten kann dazu einen Beitrage leisten. Der Professor für Physiotherapie Hannu Luomajoki erklärte diese Tatsache schon in einem NZZ-Artikel aus 2014. Unsere Krankenkassenprämen steigen weiter, aber der Direktzugang, der sich schon in mehreren Länder bewährt hat, ist in der Schweiz immer noch nicht möglich.

Luomajoki_Gastkommentar zu Rückenleiden_ Die teure Behandlung ist selten die beste _ NZZ

teure Physiotherapie

Teure Physiotherapie. Die Physiotherapie floriert und ist verantwortlich für eine  grosse Kostenzunahme innerhalb der medizinischen Leistungen des Schweizer Gesundheitswesens in den letzten Jahren.teure Physiotherapie

In den letzten Wochen wurde in den Medien (Radio, Fernsehen und Zeitungen) versucht, die Physiotherapie als (Mit)-Schuldigen für die Kostensteigerung im Gesundheitswesen der Schweiz in den letzten Jahren darzustellen. Anhand von erschreckenden Zahlen wurde anscheinend bewiesen, dass die Physiotherapie eine lukrative Beschäftigung ist. Neue Physiopraxen schiessen wie Pilze aus dem Boden und jeder Physiotherapeut möchte sich seinen Teil vom reichmachenden Kuchen abschneiden.

Nun ist das so eine Sache mit der Statistik. Wenn man möchte, kann man genau die Zahlen rausholen, die jemanden belasten und man verschweigt den Gesammtkontext. Der Laie hat diesen Überblick nicht und glaubt, was ihm oder ihr da serviert wird.

Nachfolgend zu diesen Behauptungen folgen hier einige Stellungnahmen aus der Sicht der Physiotherapie:

Physiowiss; Fakten zur Physiotherapie

Stellungnahme Gere Luder (Vorstand Physiotherapie Bern)